Den Antrag für den Grad der Behinderung bei Colitis ulcerosa aber auch für alle anderen Beeinträchtigungen stellt man in jedem Bundesland und in jeder Kommune etwas anders. Da hilft die Recherche im Internet.
Der Antrag
Ich musste meinen Antrag beim zuständigen Versorgungsamt stellen. Auf der Seite des DCCV hatte ich gelesen, dass die Schilderung der Symptome und Beeinträchtigungen möglichst plastisch sein sollen. Ich schrieb also nicht „sehr oft Durchfall“ sondern „20 mal Tag und Nacht blutige, teils wässrige Durchfälle mit krampfartigen Schmerzen“. Es kostete mich Überwindung, einem wildfremden Menschen meine intimsten, unangenehmsten Erfahrungen in den schillerndsten Farben (oder allen Braunnuancen 😊) zu schildern. Ein weiterer Hinweis von Betroffenen war, dass der Bericht nicht mehr als eine DIN A 4-Seite sein sollte, da es die SachbearbeiterInnen sonst überfordern oder langweilen könnte. Das ist eine Herausforderung: ich soll alles detailliert darstellen, gleichzeitig aber nicht zu viel schreiben.
Als der Antrag fertig und abgeschickt war, war ich erstmal erleichtert: der Grad der Behinderung war der letzte Bürokratieakt, den ich zu bewältigen hatte. Endlich musste ich mich nicht mehr ständig mit meiner Colitis ulcerosa beschäftigen und darstellen, wie schlecht es mir ging. Je mehr ich darüber schrieb oder sprach, desto schlechter ging es mir. Aber mein Leben war nicht durchgängig und ständig schlecht. Es gab auch schöne Momente. Das durfte aber keiner wissen.
Ich bin behindert
Ich rechnete damit, dass ich auch hier Widerspruch einlegen müsste wie bei der Erwerbsminderungsrente und der Berufsunfähigkeitsversicherung. Aber zu meiner Überraschung wurde mein Antrag (innerhalb der auf der Website stehenden Bearbeitungszeit) genehmigt. Mein Grad der Behinderung auf Grund der Colitis ulcerosa war offiziell 30%. Das ist das Minimum, was bei CU mit starker Symptomatik in der Tabelle steht. Mein Mann meinte, ich solle in Widerspruch gehen, schließlich ging es mir viel schlechter als angegeben. Aber ich war dankbar. Dankbar, dass ich nicht in Widerspruch gehen musste, dass ein Antrag einfach mal geklappt hatte, und dass ich nun endlich fertig war. Ob die Zahl nun gerechtfertigt war oder nicht, war mir in diesem Moment egal. Ich brauchte meine Kraft, um gesund zu werden, und nicht, um eine höhere Zahl zu erreichen.